Warum tun sich die Schweizer so schwer, Vaterschaftsurlaub oder Elternzeit einzuführen?

Wie das Frauenstimmrecht, das in der Schweiz Jahrzehnte nach allen Nachbarsländern erst im Jahr 1971 eingeführt wurde - also 53 Jahre nach Deutschland, 52 Jahre nach Österreich, 27 Jahre nach Frankreich und 26 Jahre nach Italien – hinkt auch die Schweizer Familienpolitik weit hinterher. So durften Mütter nach der Geburt im Jahr 2000 von Gesetzes wegen nicht arbeiten und waren finanziell nicht abgesichert. Der Mutterschaftsurlaub wurde in der Schweiz erst im Jahr 2005 eingeführt. Väter mussten weitere 14 Jahre warten, bis das Parlament einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub beschloss. Doch gibt es tatsächlich noch Schweizer Politiker/innen, die dies verhindern wollen, und den Vätern zur Geburt ihres Nachwuchses weiterhin nicht mehr als den eintägigen Urlaub gewähren wollen, den man beim Umzug erhält.
Was sind den Schweizern ihre Kinder wert, wenn sie noch immer mit der Einführung von einigen Wochen Vaterschaftsurlaub hadern, während die meisten Nachbarländer längst eine Elternzeit eingeführt haben?
Die SVP lehnt den staatlich diktierten Vaterschafts- oder Elternurlaub ab - kein staatlicher Eingriff ins Familienleben!
Arbeitgeber- und Gewerbeverband fürchten die zusätzlichen Kosten.
Dabei zeigte eine Studie der Eidgenössischen Koordinationskommission für Familienfragen im 2018, dass sich die Elternzeit nicht nur positiv auf die Gesundheit von Mutter und Kind auswirkt, sondern auch auf die Wirtschaft. Die geschätzten Kosten einer 18-wöchigen Elternzeit von 1 bis 1,5 Milliarden Franken wären bereits mit den Steuereinnahmen einer um lediglich ein Prozent höheren Frauen-Erwerbsquote gedeckt.
Und bei einer Trennung oder Scheidung wären weder Gerichte noch die KESB nötig, um die Kinder dem einen oder anderen Elternteil zuzuteilen, denn das würden die Vater und Mutter selber regeln.